Es gibt kaum einen Skifahrer, der sie nicht kennt, die Sella Ronda, die berühmte Runde um das Sella-Massiv, die man wahlweise in der einen oder anderen Richtung fahren kann. Weniger bekannt, aber nicht minder reizvoll ist eine andere große Skitour im Bereich des Dolomiti Superski, der Giro de la Grande Guerra, der in großen Bereichen auf der Frontlinie des ersten Weltkriegs verläuft (Der erste Weltkrieg wird in Italien la grande Guerra genannt). Diese Skitour wurde entwickelt von Silvano Rudatis, dem Inhaber des Hotels Alleghe und erfahrenen Bergfex, der die Gegend wie kein zweiter kennt. Mit ihm zusammen habe ich den Giro de la Grande Guerra für das Bike entwickelt und zwar nach dem Vorbild der Sella Ronda in beide Richtungen, einmal gegen und einmal im Uhrzeigersinn. Beide Touren verlaufen auf unterschiedlichen Trails, nutzen unterschiedliche Abfahrten und verschiedene Lifte, so dass es sich bei einem Alleghe Urlaub wirklich lohnt einmal beide in Angriff zu nehmen. Hier die zweite Variante im Uhrzeigersinn.
Diese nicht minder faszinierende Variante des Giro de la grande Guerra, werden nur die wenigsten in einem Tag schaffen, denn es stehen in dieser Richtung über 90 Kilometer und fast 2700 Höhenmeter an. Das wäre nur etwas für konditionelle Topstars, alle anderen legen am besten eine Übernachtung auf der Pralongia, am Passo Valparola oder am Falzarego ein. Die Tour beginnt auf dem Parkplatz am Eisstadion vor dem Hotel Alleghe. Um einen Eindruck vom See und seiner Umgebung zu bekommen, rollt man erst ganz eben auf der Straße am See entlang bis Masare, zweigt dann nach rechts ab und umrundet den See auf einem schmalen, leicht zu fahrenden Asphaltweg. Nach kurzem Anstieg, beim Dörfchen Saviner gelangt man auf den geschotterten Radweg der erst im Wald recht knackig wieder bergab führt und dann eben am Flüsschen Cordevole entlang bis Santa Maria delle Grazie. Von hier geht es weiter auf dem geschotterten Radweg immer am Flüsschen Cordevole entlang nach Saviner di Laste und weiter auf Schotter und Asphaltwegen leicht bergauf bis Sottoguda und zum Eingang der Schlucht. Es ist ein Canyon, in dem man aus dem Staunen kaum herauskommt. Im Winter sind die steilen Felswände oft eisbedeckt und ein Paradies für Eiskletterer. Auch Skifahrer können auf der bekannten Skitour _x005F_x005F_x0084_Giro della Grande Guerra von Malga Ciapela hier abfahren.
In Malga Capela rollen Sie jetzt ein Stück weit auf der Straße weiter bergauf Richtung Passo Fedaia bis Sie den Sessellift zum Passo Padon erreichen. Den nimmt man hier vorzugsweise. Natürlich könnte man auch auf der Straße weiter bergauf zum Passo Fedaia und zum Rifugio Padon radeln, aber das ist sehr steil und nicht wirklich prickelnd. Die Strecke über die parallel laufende Skipiste ist bergauf nicht zu empfehlen, weil in großen Teilen unfahrbar. Von der Bergstation des Sessellifts erreicht man nach kurzer Abfahrt das Rifugio Padon mit seinem atemberaubenden Ausblick auf den Marmoladagletscher. Eine kurze Rast auf der Sonnenterrasse ist sehr empfehlenswert. Dann geht es ohne weitere Höhenmeter über den Passo Padon hinunter nach Arabba. Der erste Teil der Abfahrt verläuft sehr steil bergab über die Skipiste. Ich empfehle, dass man diese ersten 300 Meter Strecke bergab schiebt, denn es ist extrem steil. Dann führt ein Schotterweg immer flacher werdend hinüber Richtung der Bergstation einer der Gondelbahnen von Arabba, man nimmt ein Stück weit einen Trail, um dann teils auf einem Betonweg, teils auf Schotter zum Col Vescovo hinauf zu fahren Traumblicke entschädigen für diesen relativ steilen Anstieg zum Col Vescovo.
Doch dann geht es lange bergab, erst über einen leicht und schnell zu fahrenden Schotterweg zur Pordoi-Passstraße, dann auf einer flachen Skipiste hinunter zum Seilbahn Parkplatz von Arabba. Als Alternative könnte man statt dieser Abfahrt auch die Strecke der Tour 05 Ornella im Gebiet Arabba wählen. Da spart man sich den Anstieg zum Col Vescovo, die Abfahrt ist fahrtechnisch etwas kürzer und anspruchsvoller, allerdings sind die Panoramen nicht ganz so reizvoll. Beide Abfahrten führen im kleinen Ort Renaz unterhalb von Alleghe wieder zusammen, von wo aus es jetzt erst auf schmalem Asphaltweg nach Cherz, dann auf Schotter zum Passo Incisa führt. Kurz davor kann man im Rifugio Incisa sehr gut einkehren. Vom Passo Incisa geht es in sanfter Schotterabfahrt an der Negerhütte vorbei nach Corvara, wo man jetzt die Seilbahn zum Colalt (hoher Hügel) nimmt und sich damit die ansonsten sehr steilen und beschwerlichen Höhenmeter zur Pralongia spart.
Oben am Colalt geht es nach kurzer Abfahrt mit dem Sessellift Bioch weiter zum Rifugio Bioch und auf dem zauberhaften Panorama-Höhenweg weiter zur Pralongia (lange Wiese) mit ihrem Super-360-Grad-Panorama zwischen Sella und Kreuzkofel. Nach der Einkehr rollt man nun auf einem allerliebsten, neu gepflegten Trail Richtung Col di Lana, dem heftig umkämpften Berg im ersten Weltkrieg. Nach dem Abzweig zum Col di Lana rollt man dann unbeschwert auf der Schotterstraße hinunter Richtung Armentarola, um dann nach rechts wieder zur Malga Valparola (Eisenöfenalm) hoch zu strampeln. Nach der möglichen Einkehr führt der alte Militärweg zur Strasse des Passo Valparola, man folgt ihr ein kurzes Stück, um dann wieder auf Schotter bis fast zur Passhöhe rauf zu radeln. Der Anstieg ist nicht allzu schwer und oben am Valparola hat man wieder einen fantastischen Dolomitenblick bis zum Averau. Nach der kurzen Asphaltabfahrt zum Passo Falzarego geht es weiter bergab zum Bain de Dones und dem Sessellift, der zu den Cinque Torri hinaufführt. Die breite Schottertrasse auf der Skipiste, die von der Bergstation zum Rifugio Averau hinauf führt, war in der Vergangenheit steil und voller dicker Felsbrocken, so dass man hier bisher überwiegend schieben musste. Wegen einer Baustelle am Rifugio Averau hat man den Weg allerdings für Lastwagen präpariert, so dass man heute vermutlich größere Teile fahren kann.
Oben am Rifugio Averau sollte man unbedingt einkehren, denn der Blick von hier ist überwältigend: Im Norden stehen die Tofana, im Süden die Marmolada und die Civetta, weit entfernt sieht man die Pale di San Martino und ganz nah türmen sich rechts und links Averau und Nuvolau. Es ist ein 360-Grad-Panorama, das man so schnell nicht vergessen wird. Nach der Einkehr auf der Aussichtsterrasse rollt man weiter nach Süden, ein kleines Stück auf der Skipiste, dann aufgepasst muss man nach rechts auf einen unscheinbaren Pfad abzweigen, der steil eine kurze Schotterrampe bergauf führt. Hier steht kein Schild, nur ein alter, verwitterter grüner Transalp-Pfeil auf einem Felsen erinnert daran, dass hier ehemals das Transalp Rennen entlang führte. Nach dem kurzen Anstieg erreicht man den durchweg fahrbaren Trail, der unter der Südwand des Averau entlangführt, steinig, aber mit mäßigem Gefälle, ein bisschen ausgesetzt zur linken Seite hin, aber vom Ausblick her ein einziger Genuss. Wer die Augen offen hält erspäht auf der rechten Seite im Sommer sogar vereinzelte Edelweiß, die zwischen den Felsbrocken wachsen. (Bitte nicht abpflücken).
An der Pfadgabelung Pre da Pontin zweigt man links ab, gleitet durch die Wiesen bis zu ein paar kleinen Holzhütten, wo man jetzt den rechten Wegzweig an den Hütten vorbei nimmt. Etwas kupiert geht es weiter, bis man bei Melei einen Wiesenweg erreicht, der nach links wieder zum Rifugio Fedare hinunter führt. Wir biegen aber nach rechts ab und folgen der Pfadspur über die Wiesen immer die Marmolada im Blick. Knapp dann zweigt ein Pfad zum Monte Pore ab, wir halten uns rechts auf einem unscheinbaren Trail (wenn das Gras hoch steht einfach den GPS Daten folgen), der jetzt immer leicht bergab um den Monte Pore herum führt. Es ist der Traumpfad schlechthin, man gleitet, man schwebt durch zauberhafte Landschaft. Später im Wald wird der Weg etwas breiter und man kann mit Speed dahin düsen, an den kurzen Gegenanstiegen reicht oft der Schwung aus, um über die Kuppe zu rollen.
Nach gut fünf Kilometern erreicht man schließlich den Weg, der dieser Tour ihrem Namen gab: Strada de la Vena (siehe Geschichte). Anfänglich ein Schotterweg, der in einen Asphaltweg mündet. Kurz danach erreicht man das Dörfchen Col, wo wieder ein Trail beginnt, der Begeisterung auslöst. Leicht bergab im Wald mit kleinen Kurven und Kuppen man rollt wie in einer Achterbahn bis kurz vor den Ort Colcuc, wo jetzt der einzige nennenswerte Zwischenanstieg beginnt. Man zweigt in der Abfahrt nach links auf einen Trail ab (ohne Schild hier bewährt sich der Bike GPS RichTrack System auf den neuen VDO Geräten wirklich), der am Anfang kurz zum Schieben zwingt, dann aber in erträglicher Steigung bergauf führt bis zu einer kleinen Berghütte. Dann geht es wieder runter zum Örtchen Canazei (nicht zu verwechseln mit dem Skiort Canazei im Fasstal). Hier beginnt nach der Straßenquerung wieder ein zauberhafter Trail Trail, der erst zum Ort Colle Santa Lucia und weiter nach Caprile hinunter führt. Dieser 3,5 Kilometer lange Pfad ist steiniger, daher anspruchsvoller aber doch enorm spaßbringend erst führt er durch offenes Gelände, später im Wald wird er steiler und steiniger, bleibt aber durchweg gut fahrbar. So wird dieser Pfad zu einem würdigen Abschluss einer absoluten Traumtour, bevor man auf dem asphaltierten Radweg auf der linken Seite des Cordevole Bachs nach Alleghe zurückkehrt, wo man am Bikers Point des Hotel Alleghe prächtig einkehren kann.