Es war einmal ein Königssohn, dessen Reich im östlichen Alpenlande lag.
Das Land war reich an saftigem Weidenland, satt grünen Wäldern, kristallklaren Bergseen und majestätischen Bergen. Der Königssohn war jedoch unglücklich, denn ihn quälte ein sehnlicher Wunsch: Er wollte den Mond besuchen. Eines Tages hatte sich der Prinz im Walde verirrt. Als es Abend wurde, legte er sich in einer mit blühenden Alpenrosen bewachsenen Hochebene im Rasen nieder, und sprach im Traum mit der wunderschönen Tochter des Mondkönigs.
Als er erwachte hörte er vom höchsten Felsturm herab, der in eine dichte weiße Wolke gehüllt war, zwei alte Männer sprechen, die sich überraschenderweise als Mondbewohner erwiesen. Der Prinz erzählte ihnen von seinem brennenden Wunsch und so nahmen sie den Königssohn mit auf den Mond, wo er die Mondprinzessin heiratete, die er im Traum erblickt hatte.
Der Königssohn weilte mit seiner Gemahlin lange Zeit glücklich auf dem Mond. Als er sich gezwungen sah, auf die Erde zurückzukehren, nahm er die schöne Mondprinzessin mit. Die beiden liebten sich über alles, doch dann erkrankte sie an Sehnsucht, schwebte in Lebensgefahr und musste wieder in ihre weiße Mondlandschaft zurückkehren. Der Königssohn zog sich in seiner Verzweiflung in eine Grotte zurück, wo ihm der König der Salvans begegnete, ein weises Zwergenvolk, das die Geheimnisse der Natur kannte und liebevoll beschützte. Und so kam es, dass sie einen Pakt schlossen: Der Prinz versprach den Salvans Schutz und ewigen Aufenthalt in den Bergen und Wäldern der Region, wenn sie die Felsen mit einem weißen Mondkleid beziehen würden.
Und so geschah es. Die Salvans spannen die Strahlen des Mondes, webten diese zu einem engmaschigen Netz aus Licht und Silberfäden zusammen und überzogen damit die Felsen. Nun konnte der Königssohn seine Gemahlin auf die Erde zurückholen und mit der Rückkehr der Mondprinzessin kehrte auch das Glück wieder in das Reich der Bleichen Berge ein, die heute Dolomiten heißen und deren Höhlen und Wälder noch heute von den Salvans bevölkert sind.
Frei von "I Monti Pallidi" von Carlo Felice Wolf inspiriert.